Kreative Hood

Für Konzert-Freunde und Party-Menschen hat sich zwischen Bielefelder Westen und Hauptbahnhof in den vergangenen Jahren eine höchst spannende Szene entwickelt.

Konzert im Movie, auf den Weg in den Westen noch einen hausgemachten Burger in The Good Hood und dann Party im Cutie, Plan B und Nr. z. P. – oder umgekehrt. In diesen Locations ist immer was los. Egal ob Live-Konzerte oder Musik von den Turntables. 

Für das Programm im Movie Liveclub zeichnen seit Herbst 2018 Chris Huelsewede und Henrik Frevert verantwortlich. Die beiden erfahrenen Veranstalter setzen auf das Live-Erlebnis. „Nach der Insolvenz des Ringlokschuppens war es zunächst unsicher, wie es mit den Konzerten dort weitergeht“, erinnert sich Chris Huelsewede. „Deshalb haben wir vorsichtshalber für bereits gebuchte Veranstaltungen nach einer Ausweich-Location Ausschau gehalten.“ Mit dem Movie war ein interessanter Ort für Konzerte gefunden, der etwas mehr Leben gut vertragen konnte. Zusammen mit Henrik Frevert, der u. a. im Ringlokschuppen als DJ auflegte, kam der ideale Partner für den Partybereich ins Boot. „Wir wollten nicht komplett alles umkrempeln, sondern erst mal ein Gespür dafür entwickeln, was in so einem Haus möglich ist“, erzählt Chris Huelsewede, der bereits in den 1980ern Konzerte im PC69 begleitet hat – ein besonderes Highlight war 1987 The Gun Club, support Dinosaur – und seit 1995 eigene Veranstaltungen durchführt.

„Im Herbst 2019, das wird unsere erste ,richtige‘ Saison, werden wir im Movie Liveclub etwa 35 Veranstaltungen durchführen. Im Jahr werden es durchschnittlich 50 bis 60 Events sein.“ Und so kommen unterschiedlichste Künstler nach Bielefeld, wie u. a. Schattenmann (3.10.19), Cari Cari (20.10.19), Andreas Kümmert Duo (27.10.19), A Pale Horse Named Death (29.10.19), Chefboss (30.10.19), Liedfett (3.11.19) oder Mavi Phoenix (15.11.19). Henrik Frevert, der schon im Alter von 16 das erste Mal aufgelegt hat, freut sich besonders auf Fortuna Ehrenfeld am 26.9.19. Seit 2003 ist er professionell im Veranstaltungsbereich tätig und bestreitet das Party-Programm im Movie. „Wir möchten mit den Partys spezielle Subkulturen ansprechen. Subkulturen heißt einfach nur, dass musikmäßig ein spezielles Genre gespielt wird. Wir möchten uns bewusst von einem popüberladenen Programm abgrenzen, das man überall hören kann. Unser Anliegen ist es, dass die Gäste bei uns eine gute Zeit haben – bei den Partys und bei den Konzerten. Ein Live-Erlebnis ist immer etwas Besonderes. Da passiert mehr als nur Musik zu hören. Damit werden Gefühle und Erinnerungen verknüpft.“ Manchmal steht der passionierte DJ auch selbst auf der Bühne. Mit „Moe & Band“ ist er als Bassist häufig unterwegs.

Und wie funktioniert das Team Frevert/Huelsewede? „Das passt gut. Wir sind beide in einem positiven Sinne musikverrückt“, lacht Henrik Frevert. „Auch wenn ich mehr im organisatorischen Bereich involviert bin und Henrik sich um die Technik kümmert, so machen wir eigentlich aber alles gemeinsam“, ergänzt Chris Huelsewede. Und wenn man mal ein bisschen ’rumspinnen dürfte? Welcher Künstler müsste dringend im Movie auftreten? Ein Traum wäre es für Henrik Frevert, wenn mal ein großer Act Lust auf eine Club-Show hätte – das Movie fasst etwa 500 Gäste. „Über Casper zum Beispiel würde ich mich sehr freuen.“ Chris Huelsewede, der 17 Jahre älter ist, muss bei einem Wunschkonzert etwas überlegen und seine persönliche Playlist zu Rate ziehen. „Wenn ich jetzt mal ganz unrealistisch werden darf, würde ich mir Elvis Costello wünschen, den habe ich schon vier, fünf Mal in Hamburg gesehen. Ein solcher Künstler in einem kleinen Rahmen, das wär schon was.“

Apropos kleinerer Rahmen. Das Foyer des Movie bekommt ein neues Gesicht. „Wir gestalten den Raum so um, dass wir dort kleinere Konzerte, gern auch mit lokalen Bands, Comedy oder auch Lesungen, zu denen vielleicht nur 30 Leute kommen, veranstalten können. Bis zu 120 Gäste hätten dort dann Platz.“ Und wenn der Ticket-Verkauf richtig gut läuft, kann der Künstler immer noch ganz problemlos in den „großen Saal“ umziehen.

Bitte Ticket ziehen: Nr. z. P.

In der Hood ist Henrik Frevert übrigens schon seit Längerem unterwegs: War im Good Hood Barkeeper, wird am 17.9.19 im Plan B mit Moe & Band auftreten und hat auch kurzzeitig in der Initiative Bielefelder Subkultur e. V. mitgearbeitet, die das Programm für Nr. z. P. gestaltet. Dieser kleine, aber feine Laden hat dafür gesorgt, dass sich die Parkhausmeile
unter dem Ostwestfalendamm in kurzer Zeit „von einem Un-Ort zu einem In-Ort“ entwickelt hat, wie es Kulturdezernent Udo Witthaus mal formulierte. Der Name – ausgeschrieben: Nummer zu Platz – ist ein historisches Überbleibsel. In den Räumen der einstigen Kfz-Zulassungsstelle musste man eine Nummer ziehen und wurde dann an den entsprechenden Platz gerufen. „Den Aufhänger mit der Aufforderung, ein Ticket zu ziehen, gibt es noch“, lacht Matthias Koch, der seit acht Jahren im Vorstand der Initiative Bielefelder Subkultur (IBS) ehrenamtlich u. a. für die Programmgestaltung zuständig ist. Der Charme der einstigen Verwaltung wird mit dem Namen ironisch aufs Korn genommen.

Geburtsstunde

Im Herbst 2010 hatte es sich die IBS zum Ziel gesetzt, unterschiedliche nischenkulturelle Inhalte auf die Bühne zu bringen. „Das ging erst gemächlich los“, erinnert sich Matthias Koch, „und plötzlich stieg die Anzahl der Anfragen und damit das Arbeitspensum der zunächst zehn Ehrenamtlichen – jetzt sind schon 20 Menschen mit der Organisation des Kulturclubs befasst, so dass mittlerweile ein Programm von Donnerstag ins Wochenende möglich ist.“ Keine Frage: Das Nr. z. P., das Raum bietet für 200 Gäste, ist eine feste Anlaufstelle in der Bielefelder Club-Szene geworden und hat sich bei nationalen und internationalen Acts einen hervorragenden Ruf erarbeitet. Nicht zuletzt wegen der guten Tontechnik und der gastfreundlichen Art der Initiatoren. „Die Wirkung, die unser Club auf die Künstler hat, ist grandios. Sie fühlen sich bei uns angenommen“, freut sich Matthias Koch, der sich mit zwei anderen Vereinsmitgliedern um das Konzert-Booking kümmert.

Seit acht Jahren besteht für die Veranstaltungsreihe „Unterbrückung“ eine Kooperation mit dem Kulturamt der Stadt Bielefeld. Ziel ist es bei diesem Format, jüngere Erwachsene für Kultur zu begeistern. Und worum geht es? „Unterbrückung bezeichnet zum einen unseren Standort unter dem OWD und zum anderen geht es inhaltlich darum, etwas subversiv zu unterlaufen. Wir bringen an einem Abend spielerisch Themen zusammen, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben. Wenn etwa ein Akademiker über Pornographie spricht und sich das Publikum vor Lachen kaum auf den Stühlen halten kann“, berichtet der 41-Jährige. Im Herbst 2019 findet nun bereits die 50. „Unterbrückung“ statt. Es läuft also!

Do it yourself & Musik

Das Veranstaltungsprogramm besticht durch Abwechslung. Bei „Ein Abend in Moll (29.9.19) erzählen Ferdinand Führer und Roland van Oystern von ihrem Kontostand. Am 2.10.19 liest Berthold Seliger aus seinem Buch „Vom Imperiengeschäft“. Hier kommt es übrigens zu einer Kooperation zwischen IBS, Kulturamt, Newtone und dem Bunker. Man darf gespannt sein. Musikalisch gibt’s u. a. mit Then comes silence (11.10.19), Say Yes Dog (12.10.19), Pöbel MC (25.10.19) und A Projection (22.11.19) was auf die Ohren. Unter dem Motto „Krakeln“ bietet das Nr. z. P. jeden dritten Mittwoch im Monat einen Kreativspace, bei dem ein Grundstock an Pinseln, Farben, Stiften und Bemalflächen zur Verfügung gestellt wird. Die Kreativität muss allerdings selbst mitgebracht werden.

Neben Veranstaltungen, wie Konzerten und Lesungen, wartet das Nr. z. P. auch mit einem guten Nachtprogramm auf. „Wir haben das Glück, tolle Leute im Party-Bereich zu haben, die ein sehr gutes Gespür für Trends haben. Die holen dann die angesagten nationalen und internationalen DJs, bevor diese richtig durch die Decke gehen.“ Wachsender Beliebtheit erfreut sich auch der an jedem Donnerstag stattfindende Ping-Pong-Abend mit Rundlauf und Open Turntables. Hier dürfen sich übrigens Nachwuchs-DJs ausprobieren.

Im Nr. z. P. bekommen Kopf und Beine neue Impulse und die Gäste nehmen somit eine ganze Menge mit nach Hause. Unser Tipp: Einfach mal hingehen.

TUBA


Sie ist das Instruments des Jahres 2024 und nach dem Horn, der Posaune und der Trompete bereits das vierte Blechblasinstrument, das auf diese Weise in den Fokus rückt. Sie ist das tiefste Blechblasinstrument und gehört zur Familie der Bügelhörner. 1835 – von Wilhelm Wieprecht und Carl Wilhelm Moritz in Berlin patentiert – ging sie aus verschiedenen Vorläufer-Instrumenten hervor. Der Landesmusikrat Schleswig-Holstein kürt übrigens seit 2008 jedes Jahr ein Instrument des Jahres.

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