Spektrum – JOSEF SCHULZ

Architektur. Landschaft. Fotografie.

Um eine realistische Abbildung geht es ihm nicht. Eher um die Erkundung der Fremdheit im vertrauten. „aus Grundstrukturen von Gebäuden kreiere ich ein Objekt, das eine andere Charakteristik bekommt. Ich schäle die Kernelemente heraus. So erhält die Architektur einen skulpturalen Charakter“, sagt Josef Schulz. Der erstaunliche Effekt zeigt sich, wenn selbst Bielefelderinnen das markante Sennestadthaus nicht auf Anhieb erkennen.

Form #7 (Sennestadthaus), 2003

KUNSTFORUM HERMANN STENNER BIS 17.1.2021

Entdeckt hat der Fotograf, der weltweit auf der Suche nach Motiven
unterwegs ist, das Gebäude eher zufällig. „Ich habe eine relativ hohe Trefferquote“, verrät Josef Schulz. Jetzt reiht sich das Sennestadthaus, das auch Plakat und Katalog ziert, perfekt ein in die Ausstellung von Grenzgebäuden ohne Grenzverkehr, Tankstellen ohne Zapfsäulen, zeitgenössischen Zweckarchitekturen als anonyme Skulpturen. Der Fotokünstler Josef Schulz zeigt in seinen Serien Architektur-Räume voll spröder Poesie. Seine modernen Ruinen, ihrer Funktion enthoben, ihrer Beschilderung durch digitale Bearbeitung verlustig gegangen, entfalten eine intensive und zugleich melancholische Schönheit.

Form #20, 2007

Mit seiner vierten Ausstellung stellt das Kunstforum Hermann Stenner einen Fotografen vor, der zugleich dokumentarisch und malerisch sieht und dessen Bilder von harscher Gesellschaftskritik sowie großer ästhetischer Raffinesse geprägt sind. Die Arbeit von Josef Schulz, der in der Becher-Klasse an der Kunsthochschule Düsseldorf studierte, ist geprägt von der Genauigkeit und Unbestechlichkeit des „Becher-Blicks“, der sich dem vermeintlich Nebensächlichen, dem Vergessenen und Vernachlässigten widmet. Die digitale Bearbeitung fokussiert und verdichtet das Gesehene zu malerisch wirkenden Bildkompositionen, die an die amerikanische Farbfeldmalerei erinnert. Der aufnehmende Fotograf wird durch die Schärfung der Bildaussage zum Kommentator: Die im Zuge der Wirtschaftskrise 2008 in den USA entstandene Serie „Sign Out“ ist mehr als die Dokumentation des Verblassens des amerikanischen Traums und lässt Freiraum für etwas Neues, das noch geschaffen werden muss.

Biografie

Josef Schulz wurde 1966 geboren und studierte von 1993 bis 2001 an der Kunstakademie Düsseldorf bei Prof. Bernd Becher und Prof. Thomas Ruff, bei dem er als Meisterschüler abschloss. 2001 wurde er als Europäischer Architekturfotograf ausgezeichnet. Josef Schulz gewann den Kodak und Large Format Inkjet Award und den Voies Off-Preis des FotografieFestivals Recontres d‘Arles. Er erhielt das Stipendium der ZF Kulturstiftung, Friedrichshafen und das Stipendium der Stiftung Kunst und Kultur des Landes Nordrhein-Westfalen. Er nahm an vielen Artist-in-Residency- und Künstleraustausch-Programmen teil, die ihm Arbeitsaufenthalte u. a. in Moskau, Castelfranco und Chengdu ermöglichten. Josef Schulz‘ Arbeiten wurden international in Ausstellungen von Stockholm bis New York und auf zahleichen Fotografi e-Festivals gezeigt.

www.josefschulz.com

Blau Orange, 2009

Sieht Josef Schulz Landschaften, fasziniert ihn nicht das Naturschöne, sondern die wie gebaut wirkende Landschaftsformation. In seinen Serien „sachliches“ und „formen“ zeigt er dekontextualisierte Architekturen und Räume, die ohne seinen spezifi schen Blick durch die analoge Plattenkamera keine wären. Die Unwirtlichkeit industrieller Wucherungen wird durch seinen analytischen Blick zum Faszinosum. Die Serien „Poststructure“ und „Übergang“ zeigen Architekturen mit sichtbaren Spuren des Verfalls. Ihrer Funktion beraubt, ausgeweidet und verlassen, stehen sie wie moderne Ruinen, sind Mahnund Denkmale zugleich. Schulz’ sowohl sachlich-klarer als auch melancholischer Blick erfasst Gebäude, die wie Restposten der Geschichte vor sich hindämmern.

Wasser #2, 2008

Mit 50 großformatigen Werken gibt die Schau erstmals einen Gesamtüberblick über das fotografische Schaffen des Künstlers. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit Beiträgen von Christiane Heuwinkel und Barbara Hofmann-Johnson. (S.G.)

www.kunstforum-hermann-stenner.de

Zeitgleich widmet sich die Kabinettausstellung „Hermann Stenner: Stichjahr 1912“ mit 22 Arbeiten der rasanten künstlerischen Entwicklung des 1891 in Bielefeld geborenen Künstlers, die 1912 vornehmlich durch Reisen befeuert wurde.

Vorschau: Hans Purrmann: Ein Leben in Farbe, 14.2.-15.8.2021

Josef Schulz gewinnt Kunstpreis

CityARTists 2020

Mit der großartigen Ausstellung „Josef Schulz: Spectrum. Architektur. Lanschaft. Fotografie“ hat das Kunstforum Hermann Stenner ohnehin einen Treffer gelandet. Jetzt kommt noch ein Extra obendrauf: Der Fotokünstler Josef Schulz ist einer der zehn Gewinner*innen des Kunstpreises „CityARTists“ 2020.

Das NRW KULTURsekretariat (NRWKS) verleiht in diesem Jahr erstmalig den mit jeweils 5.000 € dotierten Kunstpreis an zehn Kunstschaffende über 50 Jahre aus Nordrhein-Westfalen. Lokale Jurys nominierten bereits im Frühjahr für ihre Städte 20 Künstler*innen aus verschiedenen Wirkungsfeldern. Die Jury des NRWKS wählte aus den Nominierten die Gewinner*innen für den Preis aus: unter ihnen Josef Schulz aus Düsseldorf.

Begründung der Jury: „Linie und Licht, Fläche und Farbe, Raum und Leere: Diese Koordinaten verbindet Josef Schulz zu immer wieder neuen Eindrücken. Seine fotografischen Arbeiten erscheinen als mit scheinbar nüchternem Blick gebannter Realismus. Die Architektur, sei es gewerblicher Zweckbauten oder etwa verlassener Grenzposten, wird ihrer Umgebung entkleidet und sachlich bloßgestellt. Wirklichkeit und Fiktion fließen gewissermaßen in eine gleichsam ortlose Wahrheit zusammen. In der Reduktion und Konzentration wird, mit seinem Lehrer Thomas Ruff gesprochen, die ‚Grammatik‘ des Materials sichtbar und spürbar. Die suggestive Klarheit der Lichtregie und der Farbigkeit, die Stofflichkeit der Materialität, mal gepaart mit einem Stück Himmel darüber, mal mit einem Wolkenmeer zuunterst, schaffen Distanz und berühren uns zugleich.“

Fotos: VG Bild-Kunst Bonn, Stefanie Gomoll

Deutsches Fächer Museum


MARIE-LUISES LIEBLINGE In der Heimat ist es immer noch so etwas wie ein Geheimtipp, in Sammlerkreisen dagegen international geschätzt und bekannt. Schließlich ist das 1996 von Marie-Luise und Günter Barisch…

Heimatwelt Bielefeld


Was bedeutet eigentlich „Heimat“ in einer Stadt, in der Menschen mit kulturellen Wurzeln in über 150 verschiedenen Orten auf der ganzen Welt leben?

Raum für Kreativität


FÜR TIERE UND PFLANZEN GIBT ES BIOTOPE, IN DENEN SIE IDEALE LEBENSBEDINGUNGEN VORFINDEN. DOCH WAS BRAUCHEN EIGENTLICH KÜNSTLER*INNEN, UM IHR POTENZIAL ENTFALTEN UND MIT ANDEREN TEILEN ZU KÖNNEN? EINE GANZ KONKRETE ANTWORT DARAUF LIEFERT DAS KULTURHAUS BIELEFELD E. V. IM EHEMALIGEN FH-GEBÄUDE AN DER WERNER-BOCK STRASSE.

BIELEFELD BEWEGT


SEIT WEIT ÜBER 30 JAHREN WIRD BIELEFELD IN JEDEM SOMMER FÜR ZWEI WOCHEN ZU EINER BUNTEN METROPOLE DES TANZES. DIE GELUNGENE MISCHUNG AUS PERFORMANCES UND WORKSHOPS BEWEGT DIE GEMÜTER – UND NATÜRLICH DIE BEINE.