Dhélé Tchekpo Agbetou
ER IST DER JÜNGSTE KULTURPREISTRÄGER DER STADT. „ICH FREUE MICH EXTREM ÜBER DIE AUSZEICHNUNG UND DAS GESEHEN WERDEN“, SAGT DHÉLÉ TCHEKPO AGBETOU. SEIN ENGAGMENT FÜR JUNGE TANZKULTUR MIT DEM WAKE UP OWL MOVEMENT REICHT INZWISCHEN ZEHN JAHRE ZURÜCK. SEITDEM FÖRDERT DER INZWISCHEN 29-JÄHRIGE JUNGE TÄNZER*INNEN MIT VIEL POWER UND HAT DIE LOKALE TANZSZENE ZUDEM WEIT ÜBER SEINE HEIMATSTADT BIELEFELD HINAUS VERNETZT.
Blickt er auf das letzte Jahr zurück, ist er mehr als zufrieden. „Es war ein sehr befreites, innovatives Jahr. Es gab Raum, Neues zu schaffen und Altes, Essenzielles zu erweitern“, betont der 29-Jährige. Ob als Tanzpädagoge und Dozent, Bühnentänzer, Choreograf oder Künstlerischer Leiter und Veranstalter des Wake up OWL Movements – Dhélé Agbetou reist mit all seinen Aktivitäten rund um das Thema Tanz. Das Herz des Bühnentänzers schlägt laut in ihm. Und er gibt ihm neuen Raum. In der Saison 2018/2019 tanzte er im Ensemble am Theater Bielefeld und arbeitete u.a. als Tänzer in der „Rick Odums Jazz Company“ sowie in der „Young Company des Armstrong Jazz Ballet“ in Paris. Bereits seit 2013 ist er Mitglied der „Hype N´Spicy“ Hip Hop Company in Paris und seit 2015 Tänzer in der „Tchekpo Dance Company“ Bielefeld. Zurzeit tanzt er zudem in München mit dem Choreografen Moritz Ostruschnjak nd bald auch in Schweden. Aufgaben, auf die er sich freut. Denn Vielseitigkeit sowie das Erlernen von alten und neueren Tänzen steht in seiner Tänzerlaufbahn im Vordergrund.
Verschiedenste Menschen und Tanzkulturen zusammenzubringen, treibt Dhélé Agbetou an. Mit der Gründung des Wake up OWL Movements arbeitet er seit zehn Jahren an dieser Vision und hat bereits etliche Veranstaltungen unter dem Dach dieses Formates entwickelt. Dazu gehören die OWL Jams, das Urban Stylez Festival und das O.W.L. Vibes Festival, aber auch Workshops mit nationalen und internationalen Dozent*innen, die er regelmäßig nach Bielefeld einlädt. „Das Urban Stylez Festival ist inzwischen international bekannt, bildet eine Schnittstelle zwischen Hip Hop und Contemporary und ist einzigartig in Deutschland“, sagt Dhélé Agbetou, der das Festival aus eigener Kraft aufgebaut und das Format jetzt nach Berlin gebracht hat. „Das Urban Stylez Festival Berlin ist kleiner als das Bielefelder Festival, aber ich möchte zwischen den Städten eine Brücke schaffen.“ Und er denkt noch größer. Urban Stylez weltweit zu verbreiten, ist sein Ziel. Geplant hat er für 2022 erneut eine Reise nach Kapstadt, Südafrika, um die dortige urbane Szene zu empowern. „Ich möchte weitere Brücken weltweit bauen – in Kooperation mit der urbanen Szene. Nicht nur zwischen Bielefeld und Südafrika oder Japan, wo bereits Verbindungen bestehen“, so Dhélé Agbetou. Ihm geht es dabei nicht allein um innovative Impulse innerhalb der Tanzszene. „Tanzen, ob bei Battles, Festivals oder Jams, ist universell und verbindend, unabhängig von Kultur und Sprache. Es geht um interkulturellen Austausch statt Ausgrenzung. Rassismus hat im Tanz keinen Platz“, bringt er seine Sichtweise und Haltung auf den Punkt. Besonders am Herzen liegt ihm daher die Nachwuchsförderung. Sein Ziel ist es, die Hip-Hop-Szene in der Region zu fördern. „Die Kids sind die Zukunft“, so Dhélé Agbetou.
Der Sohn des bekannten Bielefelder Tänzerpaares Ulla und Tchekpo Dan Agbetou (DansArt Tanznetworks, künstlerische Leitung des Tanzfestival Bielefeld) entdeckte mit 13 Jahren die verschiedenen Tanzstile des Hip Hop für sich. „Es ist ja nicht nur der Tanz, es geht um viele andere Werte wie Selbstbewusstsein, Selbstwertgefühl und auch Respekt untereinander. Es gibt so viele Kids, denen das guttun und die vom Miteinander profitieren würden“, betont der 29-Jährige, der mit seiner eigenen bereits 2015 gegründeten, „Wake Up O.W.L Young Company“ genau da ansetzt. „Die Wake up OWL Young Company war mein tänzerisches Ensemble, das ich schulbegleitend ausgebildet habe und mit denen ich viel auf Tour war. Inzwischen ist die zweite beziehungsweise dritte Generation herangewachsen“, so Dhélé Agbetou. Die OWL Teens und Kids – zwischen 10 und 21 Jahre alt –bildet er in verschiedenen Tanzrichtungen wie Hip Hop, zeitgenössischen Tanz, House, Popping und Freestyle aus. „Ich transformiere meinen Werdegang und möchte hier das Verständnis für Tanzkultur wecken, damit sich in Bielefeld eine urbane Tanzkultur etabliert. Das ist mein Traum, seit ich 16 bin“, betont Dhélé Agbetou, der selbst zunächst Bühnentanz an der „DansArt Academy“ Bielefeld studierte und seine tänzerische Ausbildung am „Centre International De Danse Jazz Rick Odums“ in Paris, aber auch in Israel, Japan, Südafrika und den USA fortsetzte. Immer auch, um von den Besten zu lernen. Sicher ist sich der diesjährige Kulturpreisträger, dass Hip Hop die Zukunft dominieren wird. „Die Tanzstile werden immer stärker miteinander verschmelzen und bilden – auch mit Blick auf den klassischen Tanz – Symbiosen. Ein Tanzstil lehnt sich an den anderen an.“ Dhélé Agbetou ist in vielen Welten zuhause, wie Modern Jazz und Contemporary. Er hat Battles gewonnen und Ballett studiert.
Text: Corinna Bokermann
Fotos: Corinna Bokermann, privat