Bücher machen Freu(n)de
ANDREAS BEAUGRAND
SPIELEN KINDER HEUTE EIGENTLICH NOCH „STADT, LAND, FLUSS“? DAS BREITE SCHAFFENSFELD VON PROF. DR. ANDREAS BEAUGRAND ALS AUTOR UND HERAUSGEBER VON BÜCHERN LIESSE SICH ZWAR INHALTLICH EHER MIT „STADT, LAND, KUNST“ AUF DEN PUNKT BRINGEN. ABER ES KÖNNTE GUT SEIN, DASS SICH ZU (BEINAHE) JEDEM BUCHSTABEN DES ALPHABETS EIN WERK FINDEN LÄSST, AN DEM ER MITGEWIRKT HAT. VON A WIE „ANSICHTSSACHE“ ÜBER BIELEFELD-BILDER VOM 17. JAHRHUNDERT BIS ZUR GEGENWART BIS HIN ZU Z WIE ZUKUNFT BEI DER FESTSCHRIFT „50 JAHRE ZUKUNFT“ ANLÄSSLICH DES 50. JUBILÄUMS DER FH BIELEFELD.
Angefangen hat die aktive Bücherleidenschaft bereits zu Beginn der 80er während des Studiums der Geschichtswissenschaft, Germanistik und Philosophie an der Universität Bielefeld. Wie genau, lässt sich nicht in einem Satz erklären. „Da müsste ich länger überlegen, aber es könnte damit zu tun haben, dass ich in einer Zeit sozialisiert wurde, als es noch kein Internet gab und ich früh in außeruniversitäre Projekte involviert war“, so der Professor, der am Fachbereich Gestaltung der FH Bielefeld unterrichtet. Ein Buch zu machen, „das Freunde findet und Freude bereitet“, hat ihn jedenfalls schon zu Zeiten begeistert, als er Texte noch auf einer Olivetti-Schreibmaschine tippte.
Seitdem ist ein breites Oeuvre entstanden. Prof. Dr. Andreas Beaugrand ist Herausgeber von Büchern und noch häufi ger Autor von Beiträgen in geschichts- und kunstwissenschaftlichen Publikationen sowie Veröffentlichungen zur Kunst-, Kultur-, Regional-, Architektur- und Wirtschaftsgeschichte. Auch mit dem Global Player auf dem Markt, dem Kerber Verlag, verbindet ihn eine langjährige Zusammenarbeit.
Allerdings erscheinen seine eigenen Bücher auf Subskriptionsbasis, was ihn unabhängiger macht. So oder so: „Kunst- und Kulturgeschichte sind der rote Faden“, resümiert der Autor. Die Publikationen reichen von den in jeder Hinsicht schwergewichtigen Stadtbüchern über die „Bielefelder Baukultur“ bis zum jüngsten Kunstbuch zu Fred Schierenbeck.
„Ich bin sozialisiert durch die geschichtswissenschaftliche Fakultät der Uni Bielefeld, deren Besonderheit es ist, nach sozialen Hintergründen von geschichtlichen Entwicklungen zu fragen“, holt der Kulturwissenschaftler weiter aus. „Was geschieht, wenn es Brüche gibt: in der Kunst der Nachkriegszeit oder nach dem Mauerfall. Und ganz aktuell: Welche Folgen hat die Pandemie für Kunst, Kultur und Gesellschaft.“ Aber auch persönliche Brüche wie bei dem Künstler Fred Schierenbeck, der nach seiner schweren Erkrankung ganz anders malt als vorher, interessieren ihn.
Mit welchen Künstlerinnen er sich in Buchform beschäftigt, hat aber noch weitere Gründe. „Drei davon würde ich akademisch nennen: Sie müssen unkonventionell sein, ihrer Zeit ein Stück voraus. störrisch und störend. Sie müssen eine biografische Stimmigkeit haben, und sie müssen wissen, was sie tun, also ihr Kunsthandwerk verstehen“, so der Professor für Theorie der Gestaltung. „Dazu kommt ein persönlicher Beweggrund: Es müssen authentische und freundliche Menschen sein, sonst macht es mir keine Freude.“ Apropos Freude: Die bereitet ihm auch die Zusammenarbeit mit anderen. Selbst wenn er alleiniger Herausgeber ist, lädt Andreas Beaugrand gerne mehrere Autorinnen ein, von denen er sicher ist, dass sie etwas zu einem Thema zu sagen haben. Insbesondere bei der Gestaltung seiner Bücher, kommt zudem immer wieder die Verbindung zur FH ins Spiel. „Es
ist ein Glücksfall, dass alle Studierenden durch das ‚Nadelöhr Beaugrand‘ müssen,“ lacht der Professor. Im Rahmen der obligatorischen Einführung hat er schon einige gestalterische Talente entdeckt. Eine echte Win-WinSituation. Die Studierenden profi – tieren neben der Bezahlung davon, Erfahrungen mit einem konkreten Projekt zu sammeln. Die Bücher von frischen, ungewöhnlichen Gestaltungsideen.
www.beaugrandkulturkonzepte.de
Text: Stefanie Gomoll Fotos: Andreas Beaugrand, Jan Düfelsiek