OFFEN FÜR NEUE IDEEN

Zentrum für Ästhetik

DIE „NACHT DER KLÄNGE 2023“ ENDETE MIT EINEM BESUCHERREKORD. „WIR SCHÄTZEN, DASS WIR DEUTLICH MEHR ALS 10.000 GÄSTE HATTEN“, FREUT SICH WILFRIED SCHÜER, DER GEMEINSAM MIT SEINER KOLLEGIN JULIA SCHIRMACHER UND ZWEI WISSENSCHAFTLICHEN HILFSKRÄFTEN DIESES GROSSEVENT GEPLANT HAT. DIESE POSITIVE RESONANZ KAM PASSEND ZUM 20. GEBURTSTAG DES ZENTRUMS FÜR ÄSTHETIK (ZFÄ).

Die alle zwei Jahre stattfindende Nacht der Klänge ist das kulturelle Aushängeschild der Uni Bielefeld. Für eine Nacht stehen verschiedenste Räume – auch das Hallenbad – für ganz unterschiedliche kulturelle Darbietungen im Rampenlicht. An 34 Stationen fanden 40 Acts statt. Dafür ist viel Planung notwendig und am Veranstaltungstag selbst auch Improvisationstalent. Bewusst werden immer die ungeraden Jahre für diese aufwendige Veranstaltung gewählt. „In den geraden Jahren finden immer im Wechsel Fußball-Weltmeisterschaften oder Europameisterschaften statt“, so der Kulturmanager. „Und wenn es der Zufall will, steht gerade am Tag unserer Veranstaltung Deutschland im Halbfinale. Dem wollten wir aus dem Weg gehen.“

Wilfried Schüer

Interessierte Künstlerinnen und Künstler bewerben sich beim Zentrum für Ästhetik um eine Teilnahme. Die Frist endet meist im Januar in dem Jahr, in dem das Event stattfindet. Dann geht das Team an die Arbeit, Raumwünsche werden nach Möglichkeit berücksichtigt, zeitliche Überschneidungen durch akribische Planung vermieden, Technik muss zum Teil geliehen werden und Absprachen mit dem Ordnungs- und dem Umweltamt getroffen werden. Die To-do-Liste ist lang. Der Aufwand lohnt sich: Die Nacht der Klänge strahlt auch über Bielefeld hinaus. Auch Künstler*innen außerhalb der Region OWL möchten unbedingt dabei sein. Die Veranstaltung schlägt zudem eine Brücke zur Stadtgesellschaft. „Zur Nacht der Klänge kommen sehr viele Menschen, die zuvor noch nie in der Uni waren“, stellt Wilfried Schüer fest, der seit 2016 als Kulturmanager beim ZfÄ arbeitet.

KUNST & WISSENSCHAFT

Ebenfalls alle zwei Jahre findet das mehrtägige art/science-Festival statt. „Wir überlegen uns immer ein Thema, das sowohl aus kultureller als auch aus wissenschaftlicher Perspektive interessant sein könnte. Beim letzten Mal war das Leitmotiv ,Schlechter Geschmack’. Es gab u. a. Kabarett, Konzerte, Talk, eine Weinprobe mit Vorträgen zur Physiologie des Schmeckens und zu gesellschaftlichen Unterschieden, die über Geschmacksfragen markiert werden. Und natürlich eine Bad-Taste-Party.“ Die Formate sollen dazu beitragen, möglichst viele Menschen auf der Grenze zur Wissenschaft zu erreichen. Eine erste Idee für das nächste art/science-Festival, das voraussichtlich im Herbst 2024 stattfindet, gibt es auch bereits: „Wahrscheinlich werden wir die Bezüge zwischen Kunst und Politik thematisieren.“

G E M E I N S A M F Ü R K U N S T & K U LT U R

Das Zentrum für Ästhetik ist gut vernetzt in der Stadt. Zusammen mit Partnern, wie z. B. der Kunsthalle, dem Fachbereich Gestaltung der HSBI, dem Filmhaus, dem Kunstforum Hermann Stenner, dem Kunstverein, der Musikhochschule Detmold oder dem Theater Bielefeld – hier finden z. B. Empfänge für neue Master-Studierende statt –, der Universitätsgesellschaft Bielefeld und vielen weiteren Akteur*innen werden verschiedenste Veranstaltungen auf und über die Bühne gebracht. An bis zu 15 Veranstaltungen im Jahr ist das ZfÄ-Team beteiligt, das im Herbst 2023 eine neue Leitung erhält, nachdem der langjährige Geschäftsführer Hans-Martin Kruckis in den wohlverdienten Ruhestand gegangen ist.


Eine liebgewonnene Tradition ist das Semestereröffnungskonzert der Bielefelder Philharmoniker. Zu dem Konzert – das wie alle Veranstaltungen des ZfÄ kostenlos ist – kommen auch immer sehr viele Menschen aus der Stadtbevölkerung. Den Termin am 16. Oktober 2023 können sich Interessierte schon einmal vormerken.

Chor, Orchester und Big Band der Universität sind selbstständig, erhalten aber Unterstützung in Form von Sachmitteln aus dem Budget des ZfÄ. Wie auch neuerdings das experimentelle Performance-Ensemble „Sans Sens“. Ebenfalls unterstützt werden die bis zu zehn Theatergruppen und andere kulturelle Projekte an der Uni mit Räumen, kleinen Beträgen oder bei der Öffentlichkeitsarbeit. „Durch die Baustellensituation in der Uni fehlt uns demnächst der Theaterprobenraum und wir bemühen uns mit dem Rektorat um Lösungen“, so der Kulturmanager. „Dasselbe gilt für die Ausstellungsfläche in der Bibliothek, die vom zweiten Bauabschnitt betroffen ist. Dafür müssen wir Ersatz finden.“

NEUE FORMATE

Eine Kunst ist es auch, die Besucherinnen zu kleineren Veranstaltungen zu locken. „Insgesamt ist es für eher unbekannte Künstlerinnen schwieriger geworden, die Aufmerksamkeit eines breiteren Publikums auf sich zu ziehen. Prominenz zieht immer, aber viele großartige Künstlerinnen müssen sich einen Namen erst erspielen.“ Deshalb müssen immer neue Veranstaltungsformen gefunden werden, um die Menschen positiv neugierig auf Kunst und Kultur zu machen. Sehr gut kam das Lesungsformat des Literaturbüros OWL in drei Bielefelder Wohngemeinschaften und einer Buchhandlung an, bei der das ZfÄ dieses Jahr als Kooperationspartner auftrat. Die Gäste konnten WG-Luft schnuppern und professionell vorgetragenen Texten von Schauspielerinnenlauschen. Dazwischen immer ein kurzer Spaziergang durch Bielefeld zum nächsten Veranstaltungsort. „So etwas könnte ich mir auch mit ungewöhnlichen Orten auf dem Campus vorstellen“. Man muss sich immer wieder etwas Besonderes einfallen lassen. Das ZfÄ ist bereit: „Wir sind offen und freuen uns immer über neue Ideen“, betont Wilfried Schüer. Man darf auf die nächste Saison gespannt sein.

Infos & Termine www.uni-bielefeld.de/kultur

Die nächsten Veranstaltungen des Zentrums für Ästhetik
18.9.2023 19 Uhr, Hörsaal 7: Sam Siefert Ensemble Project
16.10.2023 20 Uhr, Unihalle: Semestereröffnungskonzert der Bielefelder Philharmoniker
16.11.2023 18 Uhr, Universitätsbibliothek im Bauteil U0: Lesung von Susan Kreller (Bielefelder Poet in Residence 2023)

Text: Eike Birck
Fotos: Julia Weiher & ZfÄ

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