DENIS KELLE

Die Stadt mitgestalten

BEI DER UMSETZUNG SEINER KUNST GILT EIN BLICK AUCH IMMER DER WETTERAPP. DENN REGEN, ABER AUCH STARKER WIND, SIND DER ARBEIT VON DENIS KELLE NICHT ZUTRÄGLICH. AN GEBÄUDEN UND FASSADEN LÄSST DER BIELEFELDER GRAFFITI-KÜNSTLER GROSSFORMATIGE UND FARBENFROHE BILDER ENTSTEHEN, DIE EINE BEMERKENSWERTE STRAHLKRAFT UND PLASTIZITÄT BESITZEN.

Seine Werke begegnen uns überall in Bielefeld. An der Stapenhorststraße, in Bethel oder auch in der SchücoArena. An der Außenfassade neben der DSC-Geschäftsstelle ist seit Juli 2024 ein mehrfarbiges Motiv auf über 200 Quadratmetern zu sehen, das die Bedeutung von Stehplätzen für die Fußballkultur visualisiert. Es zeigt Arminias Ehrenspielführer und Rekordspieler Fabian Klos Arm in Arm mit einem Fan auf einer Stehtribüne in der Arena. Das von Schüco gesponserte Graffi ti hat eine Gesamthöhe von 24 Metern. Da muss man schon schwindelfrei sein, um auf der Hebebühne eine ruhige Hand beim Sprühen zu behalten. „Die ersten drei Tage sind gewöhnungsbedürftig, danach geht es“, lacht Denis Kelle, der sich 2010 mit seiner Firma einsyckartig selbstständig gemacht hat. In Paderborn ging es bei einem Projekt auch schon mal 30 Meter in die Höhe.

Für Arminia war es nun schon der fünfte Auftrag, nachdem Denis Kelle bereits im Oktober 2021 den Spielertunnel sowie im Sommer 2022 drei Fassaden an der Westtribüne gestaltet hat. Ein Prozess, an dem im Vorfeld gemeinsam mit den Fans überlegt wurde, wofür Arminia steht. Denis Kelle hat auf der Basis dieses Austausches die Entwürfe angefertigt und umgesetzt. Die Vorskizze auf der Fassade ist die größte Herausforderung, schließlich müssen die Proportionen stimmen. Anschließend beginnt die Detailarbeit. Manches entsteht aber auch spontan im Umsetzungsprozess. Bei den Arbeiten an der Westtribüne sollte es ein Fenster geben. „Eine Mitarbeiterin kam gerade vorbei und sagte: Da müsste Lothar rausgucken.“ Gesagt, getan, so wurde der 2018 verstorbene Stadionsprecher Lothar Buttkus in dem Kunstwerk verewigt.

Den Namen „Syck“ hat sich der studierte Diplom-Pädagoge gegeben, weil ihm die Kombination der Buchstaben und die Form gefielen. Seine Leidenschaft für diese spezielle Kunstform entdeckte er schon im Alter von
11 Jahren. „Ich habe meinen Namen abstrahiert, aber da wusste ich noch nicht, dass das Graffiti ist“, erinnert er sich. Seine Mutter als Kunstlehrerin hatte das nötige Verständnis für das Talent. Deshalb durfte er sich später am elterlichen Gartenhaus ausprobieren. „Früher gab es Flächen, auf denen auch im öffentlichen Raum legal gesprüht werden konnte, wie am Falkendom und am Tönsplatz. Diese legalen Flächen fehlen heute“, bedauert der gebürtige Bielefelder und macht sich dafür stark, dass neue Fassaden für eine künstlerische Gestaltung freigegeben werden. Heute ist Denis Kelle in ganz Deutschland in Sachen Fassadenkunst unterwegs und sprüht auch auf Festivals und Events im Ausland, wie in Thailand, Australien oder Italien.

Seine Kunst im Stadion kann er als ArminiaFan regelmäßig mit tausenden anderen bei den Heimspielen immer wieder betrachten. „Mir macht es Spaß, die Stadt, in der ich geboren wurde und lebe, aktiv mitzugestalten und zu prägen“, sagt Denis Kelle und verwandelt tristes Grau in farbenfrohe lebendige Kunst, die jedem zugänglich und jederzeit sichtbar ist. www.einsyckartig.de

NACHHALTIG BERATEN


KULTURVERANSTALTUNGEN UND NACHHALTIGKEIT: SEIT EINIGER ZEIT RÜCKT DIESE VERBINDUNG VERSTÄRKT INS BEWUSSTSEIN.

Neue Namen


ER ZÄHLT ZU DEN VIELVERSPRECHENDSTEN MUSIKERN SEINER GENERATION UND MISCHT GERADE DIE KLASSIKWELT AUF.

Inklusiv Innovativ Intuitiv


Das 15-köpfige Bielefelder Tournee-Theater Götterspeise gehört seit 25 Jahren zu den Pionieren der inklusiven Kulturarbeit. Europaweit auf Tour macht das Theaterensemble auf die Situation von und Vorurteile gegenüber Menschen mit Behinderung aufmerksam. Mit Stücken, die ebenso bissig wie humorvoll herkömmliche Denkmuster hinterfragen.

MARCUS BEUTER


Zum Zeitpunkt des Interviews ist Klangkünstler Marcus Beuter noch unterwegs in Asien. Ein Jahr lang hat er auf seiner durch die Kunststiftung NRW und das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen geförderten Reise Material für seine neue Klanginstallation „von hier aus…“ gesammelt.